Wenn Babys oder kleine Kinder von Husten geschüttelt werden, leiden die Eltern richtig mit. Zum Glück steckt meist nur eine Erkältung dahinter. Deshalb lässt sich mit Hausmitteln und Hustensaft gut dagegen angehen. Wenn der Husten jedoch nicht besser wird, muss das Kind zur Ärzt*in. Gleiches gilt bei Alarmsymptomen wie Nasenflügelatmen oder Bluthusten.
Ausputzer Husten
Jeden Tag gelangen massenweise Partikel wie Staub und Pollen, aber auch Schadstoffe und Krankheitserreger in unsere Atemwege. Um sie zu entfernen, haben Luftröhre und Bronchien ein Selbstreinigungssystem: Es besteht aus Millionen von Flimmerhärchen, die auf der Schleimhaut der Atemwege sitzen, und einer dünnen klebrigen Schleimschicht. In diesem Schleim bleiben Viren, Staub und Fremdstoffe zunächst hängen. Weil die Flimmerhärchen fortwährend in Richtung Rachen schlagen, wird der Schleim inklusive Partikel dorthin transportiert. Dort wird er verschluckt und über den Darm ausgeschieden.
Bei einer Infektion der Atemwege muss dieses Reinigungssystem besonders viel leisten. Es sammelt sich mehr Schleim an als sonst, der dann einen Reiz verursacht und ausgehustet wird. Durch diese Schutzreaktion werden nicht nur die Viren ausgeschieden, sondern auch die Heilung der gestressten Atemwegsschleimhäute unterstützt. Denn das Abhusten großer Schleimmengen befreit die Bronchien und erleichtert das Atmen.
Tipp: Flimmerhärchen brauchen es feucht: trocknen die Schleimhäute der Atemwege aus, können sie ihre natürliche Reinigungsfunktion nicht mehr erfüllen. Wer erkältet ist sollte trockene Heizungsluft also meiden.
Wie Husten quälen kann
Husten ist ein häufiger Begleiter von viral ausgelösten Erkältungskrankheiten. Deshalb husten Kinder viel öfter als Erwachsene. Ihr Immunsystem ist noch nicht „fertig“, so dass Erkältungsviren ein leichtes Spiel haben. In den ersten beiden Lebensjahren haben die Kleinen durchschnittlich 13 Infektionen. Bei Kleinkindern bis vier Jahren sind bis zu zehn Atemwegsinfekte pro Jahr normal, wobei die Zahl der Erkältungen mit Eintritt in eine Kindertagestätte ansteigt.
Husten belastet den Organismus auf vielerlei Arten: Ist er intensiv und häufig, strengt er den kleinen Körper richtig an. Erschöpfung und Schlafstörungen beeinträchtigen die Erholung und Leistungsfähigkeit am Tag. Anhaltender Husten reizt die Atemwege,kann Halsschmerzen auslösen und das Essen und Trinken erschweren. Häufige Hustenattacken schränken zudem beim Spielen ein und erhöhen die Fehltage in der Kita und Schule.
Auch die Familie leidet mit, wenn Kinder dauernd am Husten sind. Eltern machen sich Sorgen, werden manchmal auch genervt, was wiederum ein schlechtes Gewissen auslöst. Insgesamt kann starker und häufig wiederkehrender Husten das Zusammenleben erheblich erschweren.
Hinweis: Bei sehr ausgeprägtem Husten drohen Atemnot und Sauerstoffmangel. Dazu kommt es aber nur, wenn ernsthafte Erkrankungen die Ursache sind oder eine harmlose Erkältung einen schweren Verlauf nimmt.
Was hinter dem Husten steckt
Meist ist der Husten im Kindesalter auf eine Erkältung zurückzuführen und bleibt harmlos. Trotzdem kann er langwierig sein – oft dauert es bis zu drei Wochen, bis er wieder abgeklungen ist. Wichtig ist, dass die Kinder trotz des Hustens normal und geräuschlos atmen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Kinder trotz Husten ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind.
In manchen Fällen nimmt eine eigentlich harmlose Erkältung aber auch einen schweren Verlauf. Dann erreichen die Krankheitserreger die unteren Atemwege oder sogar die Lunge und lösen dort eine Bronchitis oder Lungenentzündung aus. Das ist etwa bei 20-30% der Säuglinge und Kleinkinder der Fall. Besonders häufig kommt dies bei einer Infektion mit Influenzaviren oder RS(Respiratorische Synzytial)-Viren vor. Folgende Alarmsignale weisen auf eine schwere Erkrankung hin, in diesen Fällen sollten Eltern mit ihren Kindern gleich in die Arztpraxis:
Trockener, bellender Husten mit pfeifenden Atemgeräuschen ist ein Zeichen für einen Pseudokrupp-Anfall. Der Husten tritt dann ganz plötzlich und meist abends oder nachts auf. Die Ursache ist eine Kehlkopfentzündung durch Viren. An Pseudokrupp erkranken insbesondere Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Hustensaft hilft in diesen Fällen nichts. Das Kind sollte in eine aufrechte Position gebracht und beruhigt werden. Es hilft auch, die Fenster weit zu öffnen oder im Bad die Wasserhähne aufzudrehen, um so für eine hohe Luftfeuchtigkeit zu sorgen. Kommt es trotzdem zu einer starken Atemnot, muss das Kind in die Klinik oder der Notdienst gerufen werden. Meist braucht das Kind dann Kortison. Um für weitere Anfälle gerüstet zu sein, erhalten die Eltern Kortisonzäpfchen, die sie dem Kind bei Bedarfselbst verabreichen können.
Husten mit Hausmitteln eindämmen
Erkältungsbedingter Husten ohne Alarmsignale kann bei Kindern gut mit Hausmitteln und Hustensaft behandelt werden. Lindernd wirken folgende Maßnahmen:
Pflanzliche Hustensäfte – effektiv und verträglich
Bei Kindern werden gerne pflanzliche Hustensäfte eingesetzt. Sie wirken auf unterschiedliche Arten schleimlösend und hustenlindernd. Deshalb können sie sowohl bei trockenem Reizhusten als auch bei produktivem Husten eingesetzt werden (also wenn die Kinder viel Schleim abhusten). Typische Inhaltsstoffe sind Efeu, Thymian, Eibisch und Isländisch Moos.
Thymian enthält ätherische Öle, die den Schleim lösen und das Abhusten erleichtern. In Efeu und in Primelblüten finden sich Saponine. Diese Stoffe verringern die Zähigkeit (Viskosität) des Schleims. Efeu enthält zudem Alpha-Hederin. Die Substanz weitet die Bronchien und erleichtert damit die Atmung. Extrakte aus Eibisch und Isländisch Moos enthalten Schleimstoffe, die sich im Rachen lindernd über die gereizte Schleimhaut legen.
Bei der Auswahl des passenden Hustensaftes gibt es einiges zu beachten. Deshalb ist es gut, sich von der Kinderärzt*in oder in der Apotheke individuell beraten zu lassen. Folgende Merkmale sind bei Hustensäften wichtig:
Altersempfehlung. Auch wenn es Präparate gibt, die schon ab der Geburt zugelassen sind: Zur Sicherheit sollten Säuglinge vor der Selbstmedikation mit einem Hustensaft ärztlich untersucht werden. Andere Säfte sind ab einem oder ab drei Jahren geeignet, Beratung dazu gibt´s in der Apotheke.
Frei von Alkohol. Weil Alkohol ein Nervengift ist, sollten insbesondere Kinder alkoholfreie Arzneimittel erhalten. Diese gibt es auch bei Hustensäften, allerdings sind auch mehrere alkoholhaltige Produkte zugelassen. In den Angaben zum Inhalt ist der Alkoholgehalt in Volumenprozent vermerkt. Der zugefügte Alkohol hat nichts mit der Wirkung des Saftes zu tun, er dient der besseren Löslichkeit der Substanzen und der Konservierung.
Konsistenz. Je dickflüssiger ein Hustensaft ist, desto besser bleibt er im Rachenraum „kleben“ und desto stärker ist dort seine Schutzwirkung. Sirupartige Hustensäfte sind deshalb besser als dünne, flüssige Präparate.
Geschmack. Vor allem bei Kindern ist es wichtig, dass der Hustensaft gut schmeckt. Deshalb hat auch das Kind bei der Auswahl ein Wörtchen mitzureden. Wer es lieber süß mag, freut sich über das Kirsch- oder Himbeeraroma mancher Säfte. Andere Kinder ziehen einen naturbelassenen Geschmack wie „krautig“ vor, für sie sind Säfte mit Thymiangeschmack zu haben.
Hinweis: Auch Hustensäfte müssen korrekt dosiert werden. Dafür ist den Präparaten in der Regel ein Messlöffel oder ein Messbecher beigefügt. Für kleinere Dosierungen – z.B. bei Säuglingen – sind jedoch Dosierpipetten besser. In manchen Hustensäften liegt eine solche Pipette bei. Ist dies nicht der Fall, bekommt man in der Apotheke eine kleine Spritze oder man erwirbt ein Set aus Kolbendosierpipette und Universalaufsatz.
Was tun bei trockenem Reizhusten?
Zu Beginn einer Erkältung ist der Husten oft trocken und quälend, vor allem nachts stört er beim Schlafen. Deshalb gibt es auch pflanzliche Hustensäfte, die vorwiegend reizlindernd als Hustenstiller dienen. Oder man greift zu synthetischen Hustenblockern (Antitussiva), die Reizhusten lindern. Frei erhältliche Wirkstoffe sind Pentoxyverin und Levodropropizin für Kinder ab zwei Jahren oder Dextromeorphan für Kinder ab sechs. Bei starkem Reizhusten kann die Ärzt*in Noscapin oder Dihydrocodein verschreiben.
Hinweis: Codein aus der Gruppe der Opiode ist zwar ein sehr effektiver Hustenstiller, für Kindern unter zwölf Jahren jedoch nicht geeignet . Bei ihnen kann der Wirkstoff sogar lebensgefährlich sein, weil er möglicherweise die Atmung reduziert.
Quellen: DAZ 2024, Nr. 3, S. 46